Redaktion - Mittwoch, 25. Juni 2025, 15:30 Uhr.
Mexiko hat sich zum gefährlichsten Land der Welt für katholische Priester entwickelt, wie das Nachrichtenportal Zenit berichtete. Laut den Statistiken des katholischen Medienzentrums Centro Católico Multimedial (CCM) ist die Bedrohungslage ernst: Allein in diesem Jahr wurden 850 Fälle von Erpressung und Todesdrohungen gegen Priester registriert. Zusätzlich dokumentierten die Behörden Angriffe auf 26 Kirchen im ganzen Land.
Der Priester Sergio Omar Sotelo Aguilar, der Direktor des CCM, bezeichnete laut der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ die Situation als „systematische aggressive Einschüchterung“ der Kirche. Die Bedrohungen reichen von Erpressungsversuchen über Entführungen bis hin zu brutalen Morden. Kriminelle versenden teilweise abgetrennte Schweineköpfe an Geistliche, um ihre Forderungen nach „Schutzgeld“ zu unterstreichen.
Obwohl die Verfolgung katholischer Priester in Mexiko kein neues Phänomen ist, hat sie in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen. Zwischen 1990 und heute wurden mehr als 80 katholische Geistliche ermordet, wie CNA, die englischsprachige Partneragentur von CNA Deutsch, berichtete.
Während der Amtszeit des ehemaligen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador (2018–2024) erreichte die Gewalt einen neuen Höhepunkt: In diesen sechs Jahren wurden zehn Priester und ein Seminarist ermordet. Zusätzlich überlebten sieben Bischöfe und sieben Priester gewaltsame Angriffe.
Auch internationale Vergleiche bestätigen Mexikos Spitzenposition bei der Verfolgung katholischer Geistlicher. Seit 2005 wurden in Mexiko 47 pastorale Mitarbeiter – darunter Priester, Ordensfrauen, Seminaristen und Laien – getötet. Auf den weiteren Plätzen folgen Kolumbien mit 44 Tötungen seit 2005, Brasilien mit 28 und Nigeria mit 25.
Kartelle als Hauptverursacher der Gewalt
Hinter den meisten Gewaltakten gegen Geistliche stehen die organisierte Kriminalität und insbesondere die mächtigen Drogenkartelle. Sotelo Aguilar, der Direktor des CCM, erklärte, dass Priester aufgrund ihrer Rolle als „soziale Stabilisatoren“ in ihren Gemeinden ins Visier geraten.
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„Wenn man einen Priester ermordet, tötet man nicht nur eine Person. Man greift auch eine Institution an, die eine ganze Gemeinde stabilisiert“, erklärte Sotelo Aguilar.
Aus zwei Hauptgründen bekämpfen die Kartelle Geistliche: Erstens stehen sie durch ihre Arbeit für Menschenrechte, Bildung und den Schutz von Migranten, Frauen und Kindern in direktem Widerspruch zu den Interessen der organisierten Kriminalität. Zum anderen herrscht die Überzeugung, dass örtliche Priester und Kirchen über Reichtümer verfügen, die sie in Wahrheit allerdings nicht besitzen.
Mehr als 20 verschiedene Gruppen des organisierten Verbrechens operieren allein im Bundesstaat Guerrero. Diese haben das staatliche Gewaltmonopol in weiten Teilen des Landes faktisch außer Kraft gesetzt. Experten stuften den Konflikt zwischen dem mexikanischen Staat und den Drogenkartellen als innerstaatlichen Krieg ein.
Regierungsstrategien und ihre Grenzen
Trotz verschiedener Ansätze zur Bekämpfung der Gewalt war die mexikanische Regierung nur begrenzt erfolgreich. Präsident López Obrador verfolgte mit seiner Politik der „Umarmungen statt Kugeln“ (abrazos, no balazos) gegenüber der organisierten Kriminalität einen umstrittenen Ansatz. Diese Strategie, die auf die Bekämpfung der Gewaltursachen durch Sozialprogramme statt auf die harte Durchsetzung des Rechts setzte, erwies sich jedoch als weitgehend erfolglos.
Während seiner sechsjährigen Amtszeit erreichten die Statistiken mit 199.621 Tötungsdelikten den höchsten Stand in der modernen Geschichte Mexikos. Der blutige Krieg rivalisierender Kartelle und Banden forderte also knapp 200.000 Tote.
Im Oktober 2024 trat die neue Präsidentin Claudia Sheinbaum ihr Amt an und versuchte einen anderen Ansatz. Sie stellte in der Basilika von Guadalupe ein Programm zur freiwilligen Entwaffnung vor, das gemeinsam von der katholischen Kirche, der Armee sowie den Sicherheits- und Innenministerien umgesetzt wurde. Die Regierung bietet dabei finanzielle Anreize für die Abgabe von Waffen, wobei je nach Waffentyp Entschädigungen zwischen 50 und 1.200 Euro gezahlt werden.