Redaktion - Dienstag, 3. Juni 2025, 16:00 Uhr.
Die umstrittene Veranstaltung „Westfalen Side Story“ im Paderborner Dom hat eine beispiellose Welle der Empörung ausgelöst, die weit über die Grenzen der Erzdiözese hinausreicht. Was am 15. Mai 2025 als festlicher Auftakt zum Jubiläumsjahr „1250 Jahre Westfalen“ geplant war, entwickelte sich zu einem internationalen Skandal – halbnackte Darsteller im Altarbereich, mit geschlachteten Hühnern in Windeln.
Am heftigsten fiel die Reaktion in Form einer Petition auf der Plattform CitizenGo aus, die binnen weniger Tage über 20.000 Unterschriften sammelte. Unter dem Titel „Gegen die Entweihung des Paderborner Doms: Für den Schutz unserer heiligen Stätten“ fordern die Unterzeichner von Erzbischof Udo Markus Bentz eine klare Stellungnahme sowie einen „Buß- und Sühneakt mit Neuweihe des durch diese Performance entweihten Doms zu Paderborn“, wie CNA Deutsch berichtete.
Aufgrund des Skandals wurde in den Medien ausführlich berichtet: Von der Bild-Zeitung über die Neue Zürcher Zeitung und das Portal Nius bis hin zum Spiegel und internationalen Medien war das Thema präsent.
Juristische Konsequenzen und Strafanzeige
Die Empörung beschränkte sich nicht auf symbolische Proteste. Gegen Erzbischof Bentz wurde eine Strafanzeige gemäß § 167 des Strafgesetzbuchs (StGB) eingereicht, der die Störung der Religionsausübung unter Strafe stellt.
In der Anzeige heißt es, der Paderborner Dom sei als geweihter Sakralraum der katholischen Kirche dem Gottesdienst gewidmet und unterliege somit dem besonderen Schutz des Gesetzes. Die Kombination aus entkleideten menschlichen Körpern und toten Hühnern in Windeln im Altarbereich sei objektiv geeignet, das religiöse Empfinden eines durchschnittlichen Gläubigen schwer zu verletzen und die Würde des Ortes erheblich zu missachten.
Scharfe Kritik von Kommentatoren
Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.
Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.
Besonders deutliche Worte fand Alexander Kissler in seinem Kommentar für Nius. In seinem Video „Kopflose Hühnchen im Dom: Wie die Kirche sich selbst aufgibt“ analysierte er die Performance als symptomatisch für den Zustand der katholischen Kirche.
Kissler sprach von der „Endstufe einer Kirche, die den Glauben schreddert, weil er ihr abhanden kam“ und stellte die grundsätzliche Frage: „Was ist von einer Kirche zu halten, die ein solch geistloses, sinnloses, geschmackloses Spektakel duldet im Zentrum des Zentrums eines Bistums, im Dom zwischen Altar, Kreuz und Tabernakel?“
Die Kolumnistin Birgit Kelle kommentierte in einem Beitrag für das österreichische Nachrichtenportal Exxpress.at ironisch, bei der Performance sei es „ein bisschen wie mit der jungfräulichen Geburt von Maria: Keiner weiß so recht, wie es dazu kam, aber alle sind am Ende überrascht“. Sie kritisierte scharf, dass die Frage ungeklärt bleibt, „wer überhaupt jemals auf den Gedanken kam, diese Performance-Gruppe sei für irgendeinen Festakt in einer Kirche geeignet“.
Defensive Reaktion des Erzbistums
Das Erzbistum Paderborn reagierte zunächst zögerlich auf die Kritik. Elf Tage nach der Veranstaltung veröffentlichte das Metropolitankapitel ein Statement auf seiner Internetseite. Schließlich distanzierte sich das Erzbistum von der Performance und erklärte gegenüber CNA Deutsch, im Vorfeld keine Kenntnis vom konkreten Inhalt der Darbietung gehabt zu haben.
In der offiziellen Stellungnahme hieß es: „Sowohl der LWL als auch das Metropolitankapitel Paderborn bringen ihr ausdrückliches Bedauern darüber zum Ausdruck, dass die Performance religiöse Gefühle verletzt hat. Eine solche Wirkung war zu keinem Zeitpunkt beabsichtigt und entspricht auch nicht unserem Anspruch an diesen Ort mit seiner besonderen religiösen, historischen und kulturellen Bedeutung.“
Das Erzbistum kündigte an, künftig werde es „ein verändertes Verfahren zur Freigabe von Veranstaltungen im Dom geben, das eine genauere inhaltliche Prüfung gewährleistet“.