Zukunft der Kirche: Kardinäle Koch und Woelki rufen zur geistlichen Erneuerung auf

Kardinal Rainer Maria Woelki (links) sprach am 23. Mai 2025 in Rom über die Zukunft der Kirche. An der Konferenz nahmen auch Professor Ralph Weimann, Kardinal Kurt Koch und Pfarrer Guido Rodheudt teil (v.l.n.r.).
Kardinal Rainer Maria Woelki (links) sprach am 23. Mai 2025 in Rom über die Zukunft der Kirche. An der Konferenz nahmen auch Professor Ralph Weimann, Kardinal Kurt Koch und Pfarrer Guido Rodheudt teil (v.l.n.r.).
Rudolf Gehrig / CNA Deutsch
Kardinal Rainer Maria Woelki
Kardinal Rainer Maria Woelki
Rudolf Gehrig / CNA Deutsch
Am 23. Mai 2025 fand in Rom ein Symposium zum Thema „Erneuerung der Kirche” statt. V.l.n.r.: Prälat Markus Graulich SDB, Professor Ralph Weimann, Kardinal Rainer Maria Woelki, Kardinal Kurt Koch, Pfarrer Guido Rodheudt.
Am 23. Mai 2025 fand in Rom ein Symposium zum Thema „Erneuerung der Kirche” statt. V.l.n.r.: Prälat Markus Graulich SDB, Professor Ralph Weimann, Kardinal Rainer Maria Woelki, Kardinal Kurt Koch, Pfarrer Guido Rodheudt.
Rudolf Gehrig / CNA Deutsch

In Rom haben am Freitagnachmittag Kardinal Kurt Koch und Kardinal Rainer Maria Woelki bei einer Theologenkonferenz zur aktuellen Lage und zur Zukunft der Kirche referiert. Beim Symposium unter dem Titel „Die Zukunft der Kirche – Verändern oder verwandeln?“ traten neben den beiden Kardinälen als Referenten auch Professor Ralph Weimann und Pfarrer Gudio Rodheudt auf.

Das Symposium wurde von der Societas Theologiae Ecclesiasticae (STE) organisiert, die zum deutschen Verein Fundatio Christiana Virtus e.V. gehört. Die STE weiß sich nach eigenen Angaben „der objektiven Dimension der Theologie verpflichtet; ihr Bezugspunkt ist die in Jesus Christus geoffenbarte Wahrheit (Joh 14,6). Sie wird durch Schrift und Tradition erkennbar, durch das authentische Lehramt ausgelegt und von der Theologie ergründet.“ 

Der katholische Fernsehsender EWTN.TV übertrug die Veranstaltung live, die Aufzeichnung des Symposiums ist online abrufbar

Weimann: „Kirche ist keine NGO“

„Die Frage nach der Zukunft der Kirche stellt sich heute mit besonderer Dringlichkeit, besonders in Europa“, betonte der Moderator, Professor Markus Graulich SDB, bei der Begrüßung. Wie die Zukunft der Kirche aussehen kann, habe bereits die Apostel beschäftigt. „Sie folgten nicht ihren eigenen Ideen, machten auch keine Umfragen. Sie hören auf die Zeugen, die ihnen vom Wirken Gottes berichten. Und in diesen Zeugnissen erkennen sie Gottes Willen für eine tragfähige Zukunft ihrer Gemeinschaft.“ Damit die Kirche auch in der Zukunft wieder eine wichtige Rolle spielt, müsse sie Wort Gottes zur „Richtschnur“ nehmen. Es brauche vor allem Zeugen, schloss Graulich.

Im ersten Vortrag sprach Professor Ralph Weimann über den Zustand der katholischen Kirche und attestierte ihr einen „Umbau der Kirche in eine Art NGO“, bei dem die „Verschmelzung von Kirche und Welt“ letztlich das „das tragende Fundament, die Offenbarung“ verdunkelt werde. „Die Mentalität, Gesellschaft und Kirche deckungsgleich werden zu lassen, wurde in der Moderne zu einer Art methodischen Dogma erhoben“, so Weimann. „Abweichler, die an klassischen Glaubenswahrheiten festhalten und damit dem Zeitgeist zu widersprechen wagen, wurden als rückständige und rigide Hardliner stigmatisiert.“ Das führe bisweilen dazu, dass diesen allein durch ihren „Hinweis darauf, dass der Glaube übernatürlich ist und somit anderen Kriterien als die Vernunft folgt“, von einer „neuen universitären Inquisition die Wissenschaftlichkeit abgesprochen und der Zugang zu einer wissenschaftlichen Laufbahn verweigert“ werde.

Wenn die Kirche ihre „übernatürliche Dimension“ wiederentdecke, werde auch wieder deutlich, dass der Glaube der Weg zu Gott ist, unterstrich der Theologie-Professor. Resümierend erinnerte Ralph Weimann dabei an einen Satz von Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI.: „Nicht eine menschlichere Kirche brauchen wir, sondern eine göttlichere, dann wird sie auch wahrhaft menschlich werden.“

Kardinal Koch über den „Priester der Zukunft“

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Über den „Priester der Zukunft“ sprach als nächstes Kardinal Kurt Koch. Der Kurienkardinal, der als Präfekt das vatikanische Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen leitet, betonte die sakramentale Verfasstheit der Kirche, in der das sakramentale Amt des Priesters beheimatet ist. Das Verhältnis zwischen dem „spezifischen Weihepriestertum und dem gemeinsamen Taufpriestertum aller Glaubenden“ werde am besten vom heiligen Augustinus auf den Punkt gebracht, den Koch mit den Worten zitierte: „Wo mich erschreckt, was ich für euch bin, da tröstet mich, was ich mit euch bin. Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ. Jenes bezeichnet das Amt, dieses die Gnade. Jenes die Gefahr, dieses das Heil.“ 

Jeder Priester stehe im Dienst der Heiligung und sei daher vor allem der Spendung der Sakramente und der Verkündigung der Frohen Botschaft verpflichtet. „Der Priester ist die Stimme, das Wort ist Christus“, erinnerte Kardinal Koch an einen weiteren Gedanken des heiligen Augustinus.

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Rodheudt: „Es ist Katakombenzeit“

Pfarrer Guido Rodheudt sprach über seine Erfahrungen in der Pfarrei. Dabei übte Rodheudt deutliche Kritik am „vertikalen Schisma“, das eine „Kluft“ entstehen lasse „zwischen Lehre und missionarischer oder auch seelsorglicher Praxis“. In der gegenwärtigen Glaubenskrise komme es auf „Märtyrer“ an, die im ursprünglichen Wortsinne den Glauben unerschrocken bekennen.

Es sei wieder „Katakombenzeit“, so Rodheudt in Anspielung auf die Erfahrung der Urchristen. „Ein wichtiger Aspekt der frühchristlichen Mission ist nicht das Querulantentum einer besserwisserischen Neureligion, sondern die Bereitschaft zum Kampf um die Wahrheit, die sich nicht in der Gestalt eines Lebensprogrammes vermitteln lassen will, sondern in der Verkündigung einer Person, nämlich Jesus Christus, der der alleinige, exklusive und damit anspruchsvolle Herr und Heiland ist“, erklärte der Priester in seinem Vortrag.

Kardinal Woelki: „Nicht Diener der Strukturen sein“

Zum Schluss sprach der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, über die Herausforderungen und Chancen für die Kirche in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft. Dabei betonte er, dass es nicht nur um strukturelle Veränderungen gehe, sondern um eine tiefere geistliche Erneuerung: „Wesentlicher für unser Wirken als Kirche in der Welt ist […] das, was nur bedingt in unserer Hand liegt und was wir mit dem Begriff ‚Verwandeln‘, oder noch präziser mit ‚Uns-Verwandeln-Lassen‘ beschreiben können.“ Die Kirche müsse lernen, mit den Werkzeugen der Organisationsentwicklung zu arbeiten, ohne ihre geistliche Sendung aus den Augen zu verlieren.

Am Beispiel des Erzbistums Köln stellte Woelki konkrete Reformprojekte vor: eine Neuordnung der Pfarreien, die Gründung einer zentralen KiTa-Trägergesellschaft sowie ein stärker auf Evangelisierung ausgerichtetes pastorales Handeln. Die verfügbaren Ressourcen sollen dabei nicht einfach gekürzt, sondern strategisch an inhaltlichen Schwerpunkten ausgerichtet werden. Woelki unterstrich: „Anstatt uns zu Dienern unserer Strukturen zu machen, liegt es in unserer Verantwortung, dienende Strukturen zu schaffen.“ Im Zentrum stehe die Frage, wie Menschen heute neu für den Glauben begeistert werden können – gerade in einer Zeit, in der viele den Bezug zur sakramentalen Wirklichkeit verloren haben.

Abschließend lud der Kölner Erzbischof zur Eucharistischen Konferenz „Kommt und seht“ ein, die vom 19. bis 22. Juni 2025 in Köln stattfinden wird.

Sehen Sie hier die Übertragung der Veranstaltung durch den katholischen Fernsehsender EWTN.TV:

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