14. Juni 2025
In der Katechese vom 4. Februar 1981 (veröffentlicht in L’Osservatore Romano 81/7) legt Johannes Paul II. Gedanken zur Achtung vor dem Leib vor und nimmt Bezug auf den Korintherbrief des Apostels Paulus, der den Leib nicht verkläre, sondern realistisch beschreibe, geleitet von der Hermeneutik des Evangeliums.
Der Papst führt aus: „Es ist natürlich möglich, den menschlichen Körper zu beschreiben, seine Wirklichkeit mit der den Naturwissenschaften eigenen Objektivität auszudrücken; aber eine solche Beschreibung kann bei aller Genauigkeit ihrem Gegenstand nicht angemessen sein, da es sich nicht nur um den Organismus im somatischen Sinn handelt, sondern um den Menschen, der sich mit diesem Leib ausdrückt und in diesem Sinne der Leib selbst ist.“
Wer über den menschlichen Körper schreibe, den Körper des Menschen als Person, der könne dies nicht ohne Wertung tun. Paulus lege somit „keine biologische Studie über den menschlichen Organismus oder über die Leiblichkeit des Menschen vor“, sondern verbinde die realistische Beschreibung mit der Wahrheit des Evangeliums, die im Licht der „geistlichen Achtung“ gegenüber dem menschlichen Leib erfolgt.
Paulus betrachte den Leib in seiner „ganzen Wirklichkeit“, den Leib, der „von der ganzen Würde der Person durchdrungen ist“: „Es ist zugleich der Leib des geschichtlich gegebenen Menschen, von Mann und Frau, das heißt jenes Menschen, der nach dem Sündenfall sozusagen aus der Wirklichkeit jenes Menschen empfangen wurde, der die Erfahrung der Ur-Unschuld gemacht hatte. In den Worten des Paulus über die ‚weniger anständigen Glieder‘ des menschlichen Leibes wie auch über jene, die ‚wir für weniger edel ansehen‘, oder jene, die ‚schwächer zu sein scheinen‘, meinen wir, den Beweis für dasselbe Schamgefühl wiederzufinden, das die ersten Menschen, Mann und Frau, nach dem Sündenfall empfunden hatten.“
Das „Schamgefühl“ bringe die „Achtung vor dem eigenen Leib“ hervor, und die Bewahrung des Leibes „in Heiligkeit und Ehrbarkeit“ gelte als wesentlich für die Tugend der Reinheit: „Der objektiven Harmonie, die der Schöpfer dem Leib geschenkt hat und die Paulus als einträchtige Sorge der Glieder füreinander beschreibt (vgl. 1 Kor 12,25), entsprach eine ähnliche Harmonie im Innern des Menschen: die Harmonie des Herzens. Diese Harmonie oder, genauer, die ‚Reinheit des Herzens‘ ließ Mann und Frau im Zustand der Ur-Unschuld einfach (und auf eine Weise, die ursprünglich beide glücklich machte) die einigende Kraft ihrer Körper erleben, die sozusagen der ‚unverdächtige‘ Nährboden ihrer personalen Vereinigung oder ‚communio personarum‘ war.“
Der Apostel erinnert an das Schamgefühl für den Leib des Menschen, „besonders für jene Glieder, die leiblich die Männlichkeit und Weiblichkeit ausmachen“. Der Weg der Reinheit überwindet den „Zwiespalt im Leib“, wenn der Mensch vom Herzen her, also von der ganzen Person, die „Bewahrung des eigenen Leibes in Heiligkeit und Ehrbarkeit“ erreicht. Dabei ist es wesentlich, die „‚Achtung‘ vor allem im Bereich der menschlichen Beziehungen und Verhaltensweisen gegenüber dem Leib“ zu bewahren, mit Blick auf den eigenen Körper und insbesondere für die Beziehungen zwischen Mann und Frau.
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